Es gibt wohl kaum einen Heiligen, über den so gut wie nichts an gesicherten historischen Nachrichten bekannt ist. Aufgrund kritischer Textanalysen wissen wir, dass die Figur des Hl. Bischof Nikolaus, so wie wir sie heute kennen, aus zwei verschiedenen historischen Persönlichkeiten entstanden ist, die wiederum in verschiedenen Jahrhunderten gelebt haben. Was wir tatsächlich seit unserer frühesten Kindheit lieben und schätzen gelernt haben, ist die schier unglaubliche Fülle seiner Legenden, Geschichten und Erzählungen, sowie sein Erscheinen am Nikolausabend vor seinem Ehrentag, dem 06. Dezember.
Um das Jahr 270 wird in Patara/Lykien (heutige Türkei) ein Knabe geboren. Bereits in jungen Jahren hatte er sich durch eine ungewöhnlich hilfsbereite Lebensweise ausgezeichnet. Kurz nachdem er zum Priester geweiht wurde, starben seine Eltern. Er verteilte sein vererbtes Vermögen unter den Armen und sein Ansehen wuchs immer mehr. Um 343 soll er an einem 06. Dezember gestorben sein.
200 Jahre später betritt ein Junge mit Namen Nikolaus ein Kloster in Akalissos (ebenfalls heutige Türkei). Nach seinen Weihen zum Priester wird er frühzeitig Abt des neugegründeten Klosters Sion. Auch er zeichnet sich durch große Hilfsbereitschaft aus. Unter seiner Zeit entsteht sehr wahrscheinlich die Legende mit der Hungersnot und den Schiffen des Kaisers. Er wird zum Bischof von Pinara ernannt. Sein Todestag soll der 10. Dezember 564 gewesen sein.
Im 6. Jahrhundert beginnt die Geschichte aus diesen beiden Personen eine volkstümliche Gestalt zu formen, die bereits im oströmischen Reich gegen Ende des 9. Jahrhundert Kultstatus erreicht. Zentrum der Verehrung dieses Heiligen ist Konstantinopel. Dort wurden die wichtigsten Legenden niedergeschrieben. Von den Griechen breitet sich der Kult weiter auf die Russen aus und wird einer der am meisten verehrten Heiligen Russlands. Der endgültige Siegeszug des Nikolaus-Kultes beginnt im Jahr 1087 als die Gebeine nach Bari überführt werden. Seine Legenden sind zahlreich. Obwohl von seinem wirklichen Leben kaum etwas bekannt ist, vereint er all die guten Eigenschaften.
Bereits zu seinen Lebzeiten werden ihm Wunder zuerkannt und geradezu unglaubliche Geschichten nacherzählt. Die wohl berühmteste aller Legenden berichtet von den drei Jungfrauen. Aus Verzweiflung und Not will ein Vater seine drei Töchter verkaufen da er nicht für eine ausreichende Mitgift und damit für eine Hochzeit sorgen kann. In der Nacht wirft Bischof Nikolaus heimlich einen Goldklumpen durchs offene Fenster eines dieser Mädchen. Auch in der darauffolgenden Nacht wirft er nochmals ein Stück Gold in das Zimmer. In der dritten Nacht beobachtet der Vater der Mädchen, wie Bischof Nikolaus dies nochmals getan hat und stellt ihn zur Rede. Daraufhin wird der Vater zum Stillschweigen aufgefordert. Diese Heimlichkeit ist heute wohl das Kernelement des Nikolausbrauchtums. So soll Nikolaus noch oft Gaben in der Nacht verteilt haben. Vielleicht auch in den Stiefeln, die bei den Muslimen ja heute noch außerhalb des Hauses oder der Wohnung abgestellt werden.
Es würde den Rahmen dieser Seite sprengen, erzählten wir auch nur ein paar wenige der bedeutendsten Geschichten aus dem Leben des Heiligen. So zahlreich wie seine Geschichten ist auch sein Patronat für Menschen, die ihn in ihren Sorgen und Nöten um Hilfe bitten wie z.B. die Seefahrer und Reisenden, die Liebenden und Eheleute, Pfandleiher und Bankiers, und sogar Gefangene, Diebe und Mörder.
Der Hl. Bischof Nikolaus lebt und ihn wird es immer geben. Wir wollen sein Andenken, seinen Ehrentag am 06. Dezember und seine Geschichten bewahren, zusammen mit den Brucker Kramperln.
„Wenn du nicht brav bist, steckt dich der Krampus in den Sack und nimmt dich mit.“ Wo Ermahnungen an Kindern unterm Jahr nicht mehr halfen, wurde dieser Spruch der Nothelfer von verzweifelten Eltern, die ihre Kinder nicht mehr disziplinieren konnten.
Wie kommt es, dass es den gütigen, kinderliebenden Bischof Nikolaus gibt, der jedoch von einer teuflischen Gestalt begleitet wird?
Im 13. Jahrhundert ist die Legende von der wunderbaren Rettung der Seeleute entstanden. Im größten Sturm erschien Nikolaus den Seefahrern auf dem Schiff und bannte den Teufel auf das Segel. Diese volkstümliche bildliche Darstellung überdauerte Jahrhunderte. Gleichzeitig war dies eine anschauliche Darstellung des Guten und des Bösen, des Himmels und der Hölle, ganz im Sinne der Kirche. Fortan erschien der Bischof immer in Begleitung des teuflischen Begleiters, angetan mit einer Kette, zum Zeichen, dass das Böse „in Ketten“ gelegt wurde. Während der Nikolaus die braven Kinder beschenkte, werden die unartigen vom Krampus, dem bösartigen Widerpart des Heiligen, bestraft.
Spätestens in den 1970iger Jahren verschwand der Krampus, sein rauher pelziger Begleiter. Der Weihnachtsmann verdrängte immer mehr den Hl. Bischof Nikolaus. Der Krampus passte nicht mehr zum netten, plüschigen älteren Herrn mit Brille im roten Mantel. Und, die antiautoritäre Erziehung gestattete nicht, die Kinder in der lichterfüllten Glitzerwelt der Adventszeit mit einer wilden, gruseligen Gestalt in Verbindung zu bringen.
Heute erinnern sich die Menschen wieder, „wie’s wohl früher war“. Es gibt eine Rückbesinnung, auf alte Traditionen und Brauchtum. Es ist ein Sehnen nach scheinbar Verlorenem, das viele nur fühlen und nicht erklären können.
Große Glocken, die der Krampus an Ketten um die Hüften gebunden hat, kündigen den finsteren Gesellen an. Der Krampustag ist traditionell der 05. Dezember. Das Fest des Hl. Bischof Nikolaus ist der 06. Dezember.
Die Krampusse sind zurück. Sie begleiten wieder den Hl. Nikolaus, so wie’s in Bayern Brauch war und sein soll.
Die Brucker Kramperl