Foto: Nela Dorner (@neladorner)
Zerklüftete Bergzacken, schroffe Felswände, einsam und versteckt liegende Täler, spärlich scheint hier die Wintersonne, das sind die Orte, wo Perchtenbrauchtum und das Perchtenlaufen überlebt hat. Die Obrigkeit hat ihr übriges getan und jedes Perchtenlaufen als Aberglauben und ungebührliche Gewohnheit verfolgt, unter Androhung von Haft bei Wasser und Brot. Gerade die Berichte in den alten Archiven, der „ertappten“ Perchtenläufer und deren genauen Schilderungen ihrer „Vergehen“ tragen dazu bei, dass Perchtenbrauchtum von früher überliefert wurde – ein echter Glücksfall.
Also was trieb die Menschen an, trotz Verfolgung und Verboten den Perchtenkult zu erhalten und weiter zu pflegen und was bedeutet Perchtenlaufen?
Wie schon bei Frau Perchta muss man auch hier weit in die Vergangenheit zurück gehen, denn bereits seit Jahrtausenden mussten sich die Menschen mit den Unbilden der Natur auseinandersetzten. Mit der täglichen Arbeit auf den Äckern, Wiesen und Feldern war der Mensch eng verbunden mit der Natur. So war er besonders abhängig vom guten Willen seiner Götter und später von der Gnade Gottes. Bei Missernten, Unwettern, Überschwemmungen und Naturkatastrophen sah er das Walten von höheren überirdischen Mächten. Er verehrt sie, zugleich fürchtet er sich vor ihnen und will sie milde und gnädig stimmen in seinem Kampf um das tägliche Brot. Im Winter, zu Beginn der dunkelsten Jahreszeit, sah sich der Mensch besonders den dunklen Mächten, Geistern und Dämonen ausgesetzt. Mit Weihwasser und zauberkräftigen Kräutern, mit Rosenkranz und dämonenbeschwörenden Zauberformeln räuchert der Mensch Haus und Hof. Er bittet um Gottes Segen und errichtet gleichzeitig mit magischen Zauberformeln eine Schutzmauer gegen böse Geister. In seiner Einfalt beginnt er Masken zu schnitzen. So hässlich und grauslich, wie in seiner Glaubensvorstellung die bösen Geister wohl ausschauen. Mit Tierfellen bekleidet und lärmend mit Glocken und Schellen steigt der Mensch symbolisch selbst hinab in das Reich der Unholde, Hexen und Dämonen und vertreibt mit seinem Tanzen und Lärmen die bösen Wintergeister. Schon damals hieß es, den Teufel mit dem Belzebub austreiben.
So schlossen sich die Burschen eines Dorfes zu einer Pass (Bezeichnung für eine Gruppe ) zusammen und zogen verkleidet, vermummt und lärmend von Hof zu Hof. Angeführt von der Göttin Perchta, die die Zwölf symbolisch begleitet. Am Hof angekommen vollführten sie einen Tanz um’s Feuer. Das Springen der Perchten zeigte dem Bauer an, wie hoch sein Getreide wachsen wird. Das Stampfen weckte die neue Fruchtbarkeit im Boden. Streiche mit dem Rossschweif, besonders junge Frauen wurden damit bedacht, waren Zeichen größter Fruchtbarkeit. Sie waren hoch willkommen und für die Hofleute Ausdruck größter Ehrerbietung. Wehe einem Hof, der ausgelassen wurde, eine Schande für das ganze Jahr. Besondere Bedeutung kam dem Licht zu. Schon von Weitem sahen die Bewohner des Hauses die Perchten mit den Fackeln herannahen. Nach der Wintersonnenwende und zu Beginn der Rauhnächte war dieses Licht die Hoffnung und Zuversicht, dass die Dunkelheit überwunden ist und die Tage wieder länger werden. Am Ende folgten noch die Segens- und Glückwünsche, weshalb die Perchten auch heute noch die Glücksbringer für die Menschen in den Dörfern und Höfen sind.